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SCHIEFER

Dana Shirley Schällert

Und sie war damals in seinen Armen gelegen, hatte er erzählt, sie kleines Kind, gerad eine halbe Stunde in der Welt, da hatte er es ihr gegeben, dies Versprechen: Ich werde immer für dich da sein, immer werde ich für dich da sein, stark sein. Dich beschützen.
Groß war er gewesen und stark, der Vater. Hatte die Trimmdichpfade geliebt, dieser Vater, sportlicher Vater. In seinem Gesicht trug er einen Schnurrbart, der zeitlebens seine Oberlippe verdeckte, zeitlebens, das bedeutet, noch immer, und sie sieht ihn an, diesen Vater. Diesen Schnurrbart, diesen Trimmdich, sie hatte als Kind eigentlich gar nicht gewusst, was „sich trimmen“ bedeutet, sie hatte gewusst, dass der Vater seinen Bart trimmte (Ich muss meinen Bart trimmen, hatte er gesagt), und der Vater war jeden Morgen laufen gegangen auf diesem Trimmdichpfad, wenn sie im Harz waren, der Trimmdichpfad war direkt im Wald vor dem Haus losgegangen, ihr Vater mit seinem Bart, mit seinem Trimmdich, und für sie war das eben der Pfad ihres Vaters mit seinem Bart gewesen, der Trimmdichpfad. Und ein bisschen hatte dieser Bart ja selbst ausgesehen wie ein Pfad. Sie war manchmal dabei gewesen und hatte ihn bewundert, diesen Vater, der so kräftig und groß gewesen war. Da waren hohe Stangen gewesen, an denen zog er seinen Körper rauf und runter. Und an seinen Armen waren richtige Beulen erschienen, wenn er sich hochzog. Und er konnte gut balancieren, der Vater, auf langen Baumstämmen, und schwang sich an den herabhängenden Ringen, die ……………