VERSPRECHEN | PROMESSE

Wir interessieren uns für Versprechen. Für alle möglichen Versprechen. Für das Zukünftige des Versprechens, für seinen Optimismus und für seine Naivität, für die trotzige Naivität, sich wider besseres Wissen um die Unberechenbarkeit der Zukunft, an ein Versprechen zu binden. Wir interessieren uns aber auch für das Brechen der Versprechen und für die gebrochenen Versprechen, für das Zerschellen der ernsten, verpflichtenden Worte an den Felsen der Realität oder das allmähliche Aufreiben jenes Bindfadens, den das Versprechen zwischen zwei Menschen einst gesponnen hatte. Auch das Bindende interessiert uns, dieser performative Akt, Worte auszusprechen, die eine beinah sakrale Aura umgibt; erinnert doch das Versprechen an seine Geschwister Eid und Schwur, die jedoch anders als das Versprechen stets eine göttliche Instanz für ihre Bekräftigung anrufen. Das Versprechen ist dagegen säkular, es kommt ohne Götter aus. Es stützt sich auf die Beziehung des Versprechenden gegenüber einem Freund, einer Freundin, einer geliebten Person, der ein Versprechen gegeben wird und die die Beziehung, die Freundschaft, die Liebe in Zukunft an diesen Worten messen wird. Stets schwingt eine emotionale Kraft mit, die das Versprechen beglaubigt und aus dem es seine Hoffnung bezieht - es ist eine bedrohte, prekäre Hoffnung. Das Versprechen muss sich nicht nur gegen das Ungewisse des Künftigen, sondern auch gegenüber dem Zweifel behaupten; einem Zweifel, der im Moment des Versprechens einsetzt und dem Versprechenden seine zersetzende Botschaft einflüstert: Du wirst es nicht halten können. ………………………